Vertrauen durch Transparenz. Die Zukunft der Unternehmensberichterstattung


Rezension

Das Ausmaß der Bilanz-Manipulationen bei Enron, Worldcom, Qwest Communications, Merck, Xerox, Tyco und diversen anderen Unternehmen schockierte in der jüngsten Vergangenheit die Welt. Und der Schock – etwa bei den Anlegern und anderen Stakeholdern - sitzt tief. Weltweit – insbesondere aber in den USA – wird daran gearbeitet, den Augiasstall auszumisten, in dem derartige Firmenskandale gedeihen konnten. Hierbei geht es vor allem um eine Beseitigung der Mängel in der "Corporate Reporting Supply Chain".

Informationen sind die Existenzgrundlage und das Lebenselixier der Kapitalmärkte. Kapitalanleger riskieren ihr Kapital an den Aktienmärkten zu einem großen Teil auf der Basis von den Informationen, die sie von den jeweiligen Unternehmen erhalten. Durch die Vertrauenskrise ist der Bedarf an umfassenden und hochwertigen Informationen gestiegen. Die Forderung der Investoren nach mehr Transparenz richtet sich dabei nicht nur an die Unternehmen und deren Organe, sondern auch an die Abschlussprüfer.

Als Schlüsselelemente des Vertrauens in den Kapitalmarkt skizzieren die Autoren die folgenden Komponenten: Bereitschaft zur Transparenz, Kultur der Verantwortlichkeit sowie Persönliche Integrität. Traditionelle Jahresabschlüsse sind häufig vergangenheitsorientiert und betrachten den Scherbenhaufen aus dem Rückspiegel. Die beiden Autoren sprechen sich daher für eine wert- und damit auch zukunftsorientierte Berichterstattung aus, die erst gar keine Scherben entstehen lässt.

Kern des vorgeschlagenen Reformpakets "Model of Corporate Transparency" ist eine dreistufige Unternehmensberichterstattung:

  • Jahresabschluss nach global gültigen GAAP, d.h. nach weltweit einheitlichen, allgemein anerkannten Grundsätzen der Rechnungslegung,
  • Wert- und damit zukunftsorientierte Berichterstattung aus branchenbezogenen Standards (Industry-Specific Performance Measures) sowie
  • Wert- und damit zukunftsorientierte Berichterstattung basierend auf unternehmensspezifischen Informationen. Hierzu gehören beispielsweise Strategie, Planung, Maßnahmen des Risikomanagements, Vergütungssysteme, Corporate Governance und unternehmensspezifische Leistungs- und Erfolgskennzahlen.

Die Autoren stellen fest, dass zwar in vielen Unternehmen ein Risikomanagement stattfindet, jedoch nur in einigen Branchen Risikomanagement auch als wichtiger Werttreiber gilt. Wenn die Unternehmensleitung kein geeignetes Risikomanagement betreibt, werden die Anteilseigner der Gefahr unvorhergesehener Wertverluste ausgesetzt, und Möglichkeiten zur Steigerung der Wertschöpfung bleiben unter Umständen unerkannt. Durch ein unzureichendes Risikomanagement überlässt die Unternehmensleitung das Schicksal des Unternehmens äußeren Kräften.

Die Bedeutung des Risikomanagement resultiert bereits aus der Tatsache, dass Wertschaffung und Risikomanagement letztendlich zwei Seiten derselben Medaille sind.

Bei einer zeitnahen und vollständigen Unternehmensberichterstattung sollten die Unternehmen die Möglichkeiten der Internets und der Sprache XBRL (Extensible Business Reporting Language) nutzen. Nach Ansicht der Autoren kann die Unternehmensleitung mit XBRL über das Format ein Maximum an Transparenz erreichen.

Zum Schluss des Buches skizzieren die Autoren drei mögliche Szenarios, wie die Welt der Unternehmensberichterstattung in zehn Jahren aussehen wird. Im ersten Szenario werden die Kapitalmärkte vom Chaos regiert, im zweiten Szenario bahnt sich eine starre und kostspielige Bürokratie unerbittlich ihren Weg. Und im dritten Szenario hat sich die Idee der Transparenz als Leitgedanke durchgesetzt. In einigen Jahren wissen wir mehr!

Samuel A. DiPiazza Jr. ist CEO von PricewaterhouseCoopers. Er trat PricewaterhouseCoopers 1973 bei und war als Senior Partner und Chairman für den US-amerikanischen Bereich verantwortlich, bevor er CEO des weltweiten Unternehmens wurde. Robert G. Eccles ist Gründer und Präsident von Advisory Capital Partners, Inc. und Senior Fellow von PricewaterhouseCoopers. Er war zudem 14 Jahre als Professor an der Harvard Business School tätig.

Bei dem Buch handelt es sich um die Übersetzung des US-Bestsellers "Building Public Trust". In der deutschen Übersetzung wurden neue Entwicklungen und Spezifika aus deutscher (und europäischer Perspektive) ergänzt. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung und Reform der Unternehmensberichterstattung und kann uneingeschränkt empfohlen werden.

Autor der Rezension: Frank Romeike

 

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