Aufstieg und Fall der Titanen. Die wilden Jahre von Private Equity und Hedge-Fonds


Rezension

Die Augen der Händler leuchten nicht mehr. Wer heute entlang der Wall Street in New York oder durch die Londoner City spaziert, blickt in sorgenvolle Gesichter, so die Autoren in ihrer Einleitung. Die aktuelle Finanzkrise hat die Finanzzentren fest im Griff und hat die Finanzwelt massiv verändert. Noch Anfang des vergangenen Jahres sah die Finanzwelt anders aus: Die Zahl der Übernahmen und Fusionen hatte weltweit mit mehr als 33.000 Transaktionen ein Rekordniveau erreicht. Dabei wurden 3,9 Billionen US-Dollar bewegt. An den Börsenplätzen der Welt herrschte Hochstimmung, da die Aktienkurse durch immer neue Spekulationen in die Höhe getrieben wurden. Für Finanzprofis ein idealer Ort, um mit riskanten Wetten schnelles Geld zu verdienen.

Insbesondere Private-Equity- oder Buy-out-Unternehmen spielten auf dem Parkett eine dominierende Rolle. Ebenso wie die Venture-Capital-Gesellschaften sammeln auch die Private-Equity-Gesellschaften finanzielle Mittel bei institutionellen Anlegern, wie etwa Banken oder Versicherungen bzw. in wenigen Fällen auch direkt bei vermögenden Privatpersonen. Die Private-Equity-Gesellschaften kaufen weltweit Unternehmen, deren Rendite-Risiko-Verhältnis günstig ist. Charakterisiert ist diese Situation u. a. dadurch, dass das ideale Zielunternehmen hohe und stabile Cash-Flows aufweist. Die Transaktionen werden mehrfach in Form eines "Leveraged Buy out" (LBO) vollzogen. Ihr Geschäftsmodell basiert im Kern auf zwei Säulen: dem Einsammeln von Investitionsmitteln bei institutionellen Anlegern und niedrigen Kreditkosten.

Möglich wurde der sagenhafte Aufstieg der Buy-out-Könige durch eine einmalig günstige Konstellation in der Weltwirtschaft. Ein starkes Wachstum in den Schwellenländern Asien sorgte für einen sprunghaften Anstieg der dortigen Einkommen und Ersparnisse. Zugleich flossen durch die riesigen Exportüberschüsse immer mehr Währungsreserven in den Keller der asiatischen Notenbanken, so die Autoren. So entstand eine Geldschwemme, die nach attraktiven Geldanlagen suchte. Ein Großteil der Finanzmittel floss in sichere US-amerikanische Staatsanleihen. Daher sanken die langfristigen Zinsen der US-Notenbank auf historische Tiefstände. Dies führte dazu, dass institutionelle Anleger nach alternativen Investments Ausschau hielten und schließlich bei den Private-Equity-Gesellschaften fündig wurden.

Hedge-Fonds demgegenüber spekulieren mit Milliardensummen auf alles, was Gewinn verspricht: Devisen, Rohstoffe, Aktien, Anleihen, das Wetter oder die nächste Getreideernte. Beiden gemeinsam ist, dass sie unglaubliche Reichtümer angesammelt haben, die sie hinter hohen Hecken und Mauern im New Yorker Vorort Greenwich und im Londoner Stadtteil Mayfair genießen.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Das einführende Kapitel beschäftigt sich mit der Welt der neuen Finanzakrobaten. Teil 2 ("Smart Money") untersucht das Treiben der Hedge-Fonds. Ein letzter Teil befasst sich dann mit der Frage, ob die Umsetzung dieser Geschäftsmodelle ein Segen oder ein Fluch für die einzelnen Volkswirtschaften und das Finanzsystem im Ganzen ist.

Das Buch von Riecke und Maisch lüftet den Schleier und gibt einen Einblick in die verborgene Finanzwelt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Porträts der bedeutendsten Könige des Finanzuniversums. Im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzkrise gehen die Autoren der Frage nach, welche Rolle Hedge-Fonds und Private Equity im Verlauf der Krise gespielt haben.

Die Autoren Torsten Riecke und Michael Maisch, beide Redakteure beim Handelsblatt, haben mit ihrem Buch einen Reiseführer geschrieben, der die Leser durch den intransparenten Dschungel der modernen Finanzmärkte führt. Bei dieser Reise beantworten sie eine Menge Fragen: Wer sind diese neuen Könige des Finanzuniversums? Wie verdienen sie ihr Geld, was sind ihre Motive, wie leben sie? Geht es ihnen nur um den Profit oder erfüllen sie eine wichtige Funktion bei der Modernisierung unserer Wirtschaft?

In einer journalistischen Sprache erfährt der Leser viele kleine Anekdoten über die drei wichtigsten Private-Equity-Unternehmen Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR), Blackstone und Carlyle. Die vielen kleinen unterhaltsamen Hintergrundberichte ("Studentenjahre mit George W. Bush", "Der Strippenzieher von Washington" etc.) und die lebendige Sprache erhöhen das Lesevergnügen. 

Rezension von Frank Romeike


Details zur Publikation

Autor: Torsten Riecke/Michael Maisch
Seitenanzahl: 161
Verlag: FinanzBuch Verlag
Erscheinungsort: München
Erscheinungsdatum: 2008

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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