Kryptowährung

Bitcoin: Was bleibt vom Hype?


Bitcoin: Was bleibt vom Hype? Kolumne

Der Bitcoin und dessen Hype – was bleibt und was vergeht? Hat die Blockchain-Technologie hinter dem Bitcoin das Potenzial, die zukünftige Welt nachhaltig zu verändern? Vielleicht. Fünf Rahmenbedingungen helfen, einen guten Start mit der neuen Technologie hinzulegen.

Bitcoin – der Auslöser des Hypes

Bitcoin – atemberaubende Rallyes an den Finanzmärkten, eine disruptive Technologie und das Ende der Bankenära. So und so ähnlich überschlugen sich die Titel in Zeitungsartikeln. Das Zahlungssystem Bitcoin wurde 2008 in einem Dokument von einem Autor unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto erstmalig beschrieben – am 3. Januar 2009 entstand das Bitcoin-Netzwerk. Seitdem hat die Kryptowährung einen enormen Hype verursacht.

Der erste Warentausch fand am 22. Mai 2010 statt – damals wurden 10.000 Bitcoins für zwei Pizzen getauscht – heute würde man für die gleiche Summe einen Eurofighter bekommen – oder etwas Vergleichbares für circa 90 Millionen Dollar.

Zwischenzeitlich, am 17. Dezember 2017, erreichte der Kurs des Bitcoins seinen bisherigen Höhepunkt bei knapp 20.000 US-Dollar. Aktuell hat sich der große Hype vorerst gelegt. Der Bitcoin pendelt zurzeit zwischen 5.000 US-Dollar und 7.000 US-Dollar.

Der große Hype ist (zunächst) vorbei – was bleibt?

Die dem Bitcoin zugrunde liegende Technologie und der eigentliche Auslöser des Hypes ist die sogenannte Blockchain. Das ist eine kontinuierlich erweiterbare Kette von einzelnen Transaktionsblöcken. Dabei wird diese Kette dezentral auf mehreren Rechnern der Nutzer verteilt und verifiziert – eine zentrale Instanz (Intermediär) wird theoretisch nicht mehr benötigt. Die Verwaltung und Verifizierung der Blockchain erledigen die Nutzer mittels eines Konsensmechanismus.

Nicht wenige sprechen von einer disruptiven Technologie mit tiefgreifenden Veränderungen für alles, das bisher einen vertrauenswürdigen Intermediär benötigt. "So wie das Internet die Kommunikation verändert hat, wird die Blockchain gesicherte Transaktionen verändern”, so Ginni Rometty, Präsidentin und CEO von IBM. Das muss die Technologie zunächst beweisen. Unternehmen aus verschiedensten Branchen fangen bereits an, eigene Technologie-Teams aufzustellen und mit der Blockchain zu experimentieren.

Die Blockchain erobert die Welt

Im Januar 2018 verkündeten die dänische Reederei Maersk und IBM ein Joint Venture sowie die Einführung einer globalen Schiffshandelsplattform auf Basis einer Blockchain. Damit sollen erhebliche Vereinfachungen realisiert und Ineffizienzen in der Abstimmung verschiedener Organisationen beseitigt werden. Die Transportkosten können dadurch massiv reduziert werden.

Zudem ist eine Blockchain prädestiniert, um Grundbücher abzubilden. In Schweden und Honduras sind deren Daten bereits auf Blockchain-Technologie umgewandelt worden. In Honduras sollen mithilfe der Blockchain insbesondere Korruption und Manipulation verhindert werden. Fälle, in denen zwei oder mehr Personen ein Grundstück für sich reklamieren, sind hier keine Seltenheit. In Schweden sollen die etwa 100 Millionen Euro eingespart werden, die Betrugsfälle und die damit zusammenhängende Bürokratie jedes Jahr kosten. Bei der hier genutzten Blockchain handelt es sich um eine private Blockchain. Auch Banken haben Interesse an dem Projekt – zwei sind bereits involviert.

Und auch sonst befassen sich Banken mit der neuen Technologie: Am 12. April 2018 gab die Santander Bank bekannt, ab sofort ein neues internationales Zahlungsverkehrssystem – das Santander One Pay FX – in Betrieb zu nehmen, das auf der Blockchain-Technologie Ripple beruht. Innerhalb eines Tages können Zahlungen damit zwischen verschiedenen Ländern transferiert werden. Lange Wartezeiten von bis zu mehreren Wochen sind damit passé.

Außerdem hat ein Konsortium von neun Banken, darunter die Deutsche Bank, unter dem Markennamen we.trade eine Blockchain-Lösung für Handelsfinanzierungen entwickelt. Ziel ist es, inländische und grenzüberschreitende Handelsfinanzierungen für europäische Unternehmen zu vereinfachen und die Transaktionen wesentlich effizienter abzuwickeln. "Mit we.trade haben wir nicht nur eine technische Lösung, sondern auch reale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Banken geschaffen, was zu einer besseren Vernetzung des Handelssystems beiträgt. Das ist Zusammenarbeit von seiner besten Seite", so Hubert Benoot, Head of Trade bei KBC and Chairman des Board of Directors von we.trade.  

Performance und Energieverbrauch sind die Schwächen der Blockchain

Doch der Weg zur Umsetzung einer Blockchain ist langwierig. Wie oft bei neuen Technologien ist die Suche nach Best Practices noch im Gange. Im Augenblick treibt die Fantasie und weniger kühle Reflexion den Blockchain-Boom. Doch die Blockchain in ihrer Ursprungsform weist eklatante Schwächen in Performance und Energieverbrauch auf – ein notwendiges Übel, um Manipulationen zu vermeiden. Eine Bitcoin-Transaktion beispielsweise benötigt konservativen Schätzungen zufolge rund 500 Kilowattstunden – genügend Energie, um einen deutschen Haushalt zwei Tage lang zu versorgen. Auch die Zahl der Transaktionen hinkt mit 300.000 am Tag den Zahlen des Kreditkartenbetreibers Visa hinterher – diese Anzahl wird von Visa in rund zwei Minuten verarbeitet. Daher sind Forschungen und stetige Verbesserungen notwendig, um das gesamte Potenzial der Blockchain Technologie freizulegen. Dann wird sich zeigen, ob die hohen Erwartungen gerechtfertigt sind. Für erste Schritte mit der Technologie gilt es daher, die Rahmenbedingungen zunächst systematisch abzustecken.

Die fünf Rahmenbedingungen einer sinnvollen Blockchain

Eine Blockchain kann hilfreich sein, ja. Ob die Technologie ein neues Zeitalter einläuten wird – ähnlich dem Internet – wird die Zukunft zeigen. Fakt ist: Eine Blockchain birgt, richtig eingesetzt, erhebliche Effizienzpotenziale, da langwierige Abstimmungsprozesse zwischen Beteiligten entfallen können. Allerdings sollten fünf Rahmenbedingungen beachtet werden:

  1. Die Rahmenbedingungen klar abstecken
    Für die Umsetzung einer erfolgreichen Blockchain müssen zunächst die Rahmenbedingungen fixiert werden. Was ist der Zweck der Blockchain im Unternehmen und welche Probleme sollen damit gelöst werden? Mittels eines Rundum-Checks muss analysiert werden, ob die Blockchain-Technologie für das geplante Vorhaben das richtige Mittel ist – genau wie in jedem anderen Projekt. Blockchain um jeden Preis ist nicht der richtige Weg.
  2. Einen Schutzschirm schaffen – auf eine geschlossene Blockchain setzen
    Die dezentrale Speicherung auf mehreren Rechnern birgt Risiken. Durch verstecktes Hinzufügen unerwünschter Daten können auch illegale Inhalte ihren Weg in die Blockchain finden – und sind dann nicht mehr zu löschen. So geschehen mit der Blockchain des Bitcoins. Forscher der RWTH Aachen und der Goethe-Universität Frankfurt haben zu Beginn des Jahres insgesamt 1.600 Dateien sichergestellt, darunter auch kinderpornografische Inhalte. Daher sollte zunächst auf eine private Blockchain gesetzt werden, um unerwünschte Überraschungen zu vermeiden.
  3. Die Korrektheit neuer Transaktionsblöcke sicherstellen
    Durch die Unveränderbarkeit der Blockchain kann diese, ist ein Transaktionsblock einmal verifiziert und angehängt, nicht mehr verändert werden. Fehler in den Daten sollten somit vermieden werden. Illegale aber auch fehlerhafte Inhalte müssen vermieden werden. Eine doppelte Überprüfung der Daten beziehungsweise ein Validierungsmechanismus sind hier zielführend.
  4. Nicht zu weit gehen – wichtige Daten in einer Blockchain verschlüsseln
    Nicht alle Daten in einer Blockchain müssen zwangsläufig für alle Nutzer sichtbar gemacht werden. Gerade bei hochsensiblen Daten sollte mittels eines kryptografischen Verfahrens der Inhalt verschlüsselt werden. Nur wer den "private Key" besitzt, kann die Inhalte des Transaktionsblocks sichtbar machen. Dies hat auch noch einen weiteren positiven Nebeneffekt. Sollte der Inhalt eines Blocks einmal vernichtet werden, reicht es aus, den privaten Schlüssel zu löschen. Der Transaktionsblock innerhalb der Blockchain kann nicht gelöscht werden.
  5. Wachsam bleiben! – rechtliche noch ungeklärte Fragen verfolgen
    Das Beispiel der illegalen Inhalte zeigt auch die Schwierigkeiten der rechtlichen Konsequenzen einer Blockchain. Wer haftet für die Inhalte? Da die Blockchain dezentral auch auf dem eigenen Rechner gespeichert wird, ist man im Besitz der Inhalte. Somit macht man sich im Falle der kinderpornografischen Inhalte strafbar. Ob die Teilnahme an der Blockchain allerdings mit dem Besitz der Inhalte gleichzustellen ist, müssen erste Richterentscheidungen zeigen.

Autor:

Sebastian Stöcker hat Wirtschaftsingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Karlsruhe und der Lappeenranta University of Technology (LUT) in Finnland studiert. Die Schwerpunkte seines Studiums legte er dabei insbesondere auf Spieltheorie und Finance. Nach Praktika in verschiedenen Branchen entschied er sich 2017 für den Einstieg in die Beratung und für Berg Lund & Company.

Seither begleitet Sebastian Stöcker die BLC-Klienten vor allem bei vertriebsstrategischen Fragestellungen im Corporate Banking und bei Herausforderungen im Zuge des digitalen Wandels. Insbesondere die digitale Transformation und die Schaffung von Innovationen sind aktuelle Fragestellungen aus seinem Berufsalltag.




[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock ]
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