Aktuelles und umfangreiches Nachschlagwerk

Handbuch der Rückversicherung


Andreas Schwepcke / Alexandra Vetter (Hrsg.) (2017): Handbuch der Rückversicherung, 564 Seiten, Verlag Versicherungswirtschaft, Karlsruhe 2017, ISBN: 978-3-89952-812-1 Rezension

Um das volle versicherungstechnische Risiko nicht allein tragen zu müssen, sind Versicherungsunternehmen bestrebt, insbesondere Großrisiken mit mehreren Unternehmen zu teilen. Dazu gehen Versicherungsunternehmen Rückversicherungen ein, das heißt Erstversicherer – auch Zedenten genannt – geben Teilrisiken gegen Prämien an einen Rückversicherer – den Zessionar – weiter. Genauer heißt das, Erstversicherer haben die Möglichkeit, Teile der von ihnen übernommenen Schadenverteilungen an andere Wirtschaftseinheiten zu transferieren. Dabei können sie entweder Schadenverteilungen von individuellen Risiken, von Teilversicherungsbeständen oder gleich vom Gesamtbestand übertragen.

Retrozession nennt man den Prozess, dass ein Rückversicherer wiederum Rückversicherungsverträge mit anderen Rückversicherern abschließt. Dadurch ergibt sich ein kompliziertes Geflecht aus gegenseitiger Risikoübernahme, sodass durch die Streuung ein breites Auffangnetz für die Risiken entsteht. Dieses Netz besitzt unterschiedliche Ausprägungen je nach Art der versicherten Risiken. Sind viele gleichartige, kleine Risiken betroffen, so werden diese nur teilweise rückversichert, was einer Art Pyramide gleicht. Umgekehrt ist die Situation bei Großrisiken, wenn sehr viele Rückversicherer in das Geschäft mit einbezogen werden.

Das neue erschienene Herausgeberwerk "Handbuch der Rückversicherung" bietet eine fundierte und umfassende Einführung in die Welt der Rückversicherung. Das Handbuch ist in elf Abschnitte untergliedert: Im einführenden Kapitel (Rückversicherung) finden die Leser einen kurzen geschichtlichen Abriss, grundlegende Definitionen sowie einige Abgrenzungen der Rückversicherung beispielsweise gegenüber der Mitversicherung und einem Pooling oder einer Platzierung am Kapitalmarkt. Außerdem wird die wirtschaftliche Bedeutung der Rückversicherung kurz skizziert sowie die Organisation aktiver und passiver Rückversicherung erläutert. Im weiten Kapitel (Grundlagen der Rückversicherung) werden vor allem die drei Hauptfunktionen der Rückversicherung (Risikotragung, Finanzierung von Risiken sowie Dienstleistungsfunktion) im Detail beschrieben. Mit den Rechtsgrundlagen der Rückversicherung setzt sich das anschließende dritte Kapitel auseinander. Kapitel 4 (Formen und Arten von Rückversicherung) werden sowohl die Formen (fakultativ, semiobligatorisch, obligatorisch) und Arten (proportional und nichtproportional) der klassischen Rückversicherung als auch innovative Risikotransferprodukte und Risikofinanzierungslösungen (Alternative Risk Transfer, ART bzw. Tailormade Solutions, TMS) vorgestellt. Mit den Besonderheiten der Rückversicherung in ausgewählten Versicherungssparten setzt sich Kapitel 5 auseinander. Die Prämie eines Versicherungsvertrags sollte grundsätzlich so bemessen sein, dass diese zur Deckung der erwarteten Gesamtschadenlast ausreicht. Neben dem allgemeinen unternehmerischen Risiko besteht für ein Versicherungsunternehmen die Gefahr, dass in einem bestimmten Zeitraum der Gesamtschaden (des Gesamtbestandes / Teilbestandes) die Summe der zur Verfügung stehenden Gesamtprämien (inkl. Sicherheitsmittel) übersteigt. Das versicherungstechnische Risiko wird weiter unterteilt in das Zufalls-, Änderungs- und das Irrtumsrisiko. Mit dem Underwriting in der Rückversicherung, also der Prüfung und Einschätzung von (Rück-)Versicherungsrisiken einschließlich der Festsetzung einer angemessenen Prämie, setzt sich das sechste Kapitel auseinander. Kapitel 7 beschreibt die Methoden zur Preisfestlegung für die Rückversicherung. Mit der Abrechnung von Rückversicherung sowie den internen Statistiken des Rückversicherers beschäftigt sich das anschließende achte Kapitel. In Kapitel 9 wird das Schaden- und Run-Off-Management in der Rückversicherung in einer kompakten Form diskutiert. Und einem Run-Off wird allgemein die Aufgabe des Neugeschäfts verstanden, das heißt ein Erstversicherer oder Rückversicherer zeichnet kein Neugeschäft mehr (Discontinued Business) und wickelt den Bestand lediglich ab.

Das vorletzte Kapitel 10 "Risikomanagement in der Rückversicherung" setzt sich mit wichtigen Thema Risikomanagement in der Rückversicherung auseinander. Hierbei konzentriert sich der Autor vor allem auf die regulatorische Seite (Solvency II, ORSA etc.). bschließend wird auf die Grundbegriffe der Rechnungslegung und die Wirkung von Rückversicherung auf die Bilanzen der Vertragsparteien und deren Solvabilitätsvorgaben unter Solvency II eingegangen, wobei auch Aspekte der Risikobewältigung beschrieben werden.

Die Autoren bieten mit dem Herausgeberwerk einen umfassenden Überblick über die Welt der Rückversicherung. Besonders hervorzuheben ist in diesem Kontext vor allem, dass die Inhalte in den einzelnen Autorenbeiträgen sich – eher untypisch für ein Herausgeberwerk – nur unwesentlich überlappen. Kurzum: Ein aktuelles und umfangreiches Nachschlagwerk sowohl für Praktiker als auch Studierende.

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