Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle

Nicht mit unserem Geld!


Frank Schäffler: Nicht mit unserem Geld! Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle, FinanzBuch Verlag, 272 Seiten, ISBN 978-3-89879-652-1 Rezension

"Nicht mit unserem Geld!" Kaum könnte der Titel eines packenden Buches besser gewählt sein, um in vier Worten zu umreißen, worum es Frank Schäffler geht. "Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle", so auch der Untertitel dieses neuen Buches, lässt die Finanzmärkte nicht los. Wie die Krise des Geldsystems die Finanzmärkte, so lässt dieses Buch seine Leser nicht los: Frank Schäffler ist es wie kaum einem anderen gelungen, die Dramatik des Untergangs unserer einstigen Wertordnung nachzuzeichnen.

Schon heute führt das Buch von Frank Schäffler mit seinem Buch als "Beststeller Nr. 1" den amazon-Verkaufsrang unter den volkswirtschaftlichen Büchern an. Von keinem anderen kann der Kampf um den Erhalt des Wertes unseres Geldes besser nachgezeichnet und der Blick nach vorne geworfen werden als von dem, der direkt in die politischen Entscheidungsprozesse in Berlin involviert war und in seiner Partei weiterhin ist. Frank Schäffler initiierte den viel beachteten Mitgliederentscheid in der FDP zum "Eurorettungsschirm", der offiziell mit dem Euphemismus "European Stability Mechanism" (ESM) bezeichnet wird. Der Mitgliederentscheid, der parteiintern nur vergleichsweise knapp am Führungsbonus der inzwischen weitgehend erneuerten Parteispitze scheiterte, war der markante Höhepunkt einer Diskussion, die wegen angeblicher Alternativlosigkeit immer wieder verhindert werden sollte.

Das Buch von Frank Schäffler ist einerseits von historischer Bedeutung, andererseits ein wichtiger Beitrag, die Trendwende zu schaffen. Vermutlich werden spätere Generationen kopfschüttelnd aus diesem Buch zur Kenntnis nehmen, wie Bundestagsabgeordnete als Europa-Gegner diffamiert wurden, die sich – im Gegenteil – um die Schaffung eines tragfähigen Rahmens für ein einiges Europa bemühten. Frank Schäffler dokumentiert detailliert die Abfolge der "Einschläge": Vom Schwarzen Montag bis zur Dotcom-Blase und wie die Gier zunächst das Hirn der Banker und dann das der Politiker "frisst".

Billiges Geld führt zu Interventionismus, in die Schuldenwirtschaft, zu Zentralismus, zur Kungelwirtschaft, zu ständigen Steuererhöhungen, fördert den Überwachungsstaat, enteignet den Sparer und gefährdet Demokratie und Freiheit, macht Frank Schäffler klar.

Am Vorabend der nächsten Krise zeigt Frank Schäffler auf, woher die nächsten Einschläge kommen: Aus der Peripherie, von den Anleihemärkten und erneut von den Immobilienmärkten. Die volkswirtschaftlichen Fehlsteuerungswirkungen zu niedriger Zinsen machen sich nicht nur darin bemerkbar, dass die Staaten zu ihrer Politik überbordender Verschuldung zurückkehren, sondern auch darin, dass Banken ohne eigenes Geld grenzenlos Staatsanleihen kaufen und auch sonst Investoren ausbleibende Zinserträge durch Eingehen höherer Risiken auszugleichen suchen.

Frank Schäffler gibt konkrete Beispiele, wie etwa die Möbelindustrie plötzlich als Kreditnehmer wieder von Banken hoffiert werde, denn diese bemühen sich, von den neuen Blasenbildungen zu profitieren: Wenn absehbar ist, dass billiges Geld Immobilienfinanzierungen möglich macht, bedarf es keiner hellseherischen Fähigkeiten, um auch steigende Nachfrage nach allen verbundenen Dienstleistungen und nach Möbeln vorauszusehen.

"Blasen führen nur zu einer Scheinnachfrage. Investitionen, mit denen diese Scheinnachfrage bedient werden soll, müssen sich als schlecht erweisen", schreibt Frank Schäffler und zeigt, was das bedeutet: "Immenser Wohlstand wird vernichtet. Wir könnten alle viel reicher sein, wenn es keine Blasen gäbe. Jede Blase bedeutet Vernichtung von Kapital, von Zeit und Arbeitskraft."

Im Grund sei es ein Verbrechen, so Frank Schäffler: "Für dieses Zerstörungswerk der Blasen ist die Geldpolitik verantwortlich." Daher dämpft Frank Schäffler die Freude über die Beschäftigungseffekte, die man durch die Politik des lockeren Geldes zu erzielen glaubt. Die durch Blasenbildung bewirkte Beschäftigung, also Arbeit, führt nicht zu einem Vermögenszuwachs. "Es macht keinen Unterschied," so Frank Schäffler, "ob Sie für Blasen arbeiten oder in der Sonne liegen. Doch die falsche Geldpolitik sorgt dafür, dass Sie Überstunden machen, statt sich zu bräunen."

Für einen Politiker erfreulich konkret widmet sich Frank Schäffler mit den Fragen danach, "was jetzt zu tun ist". Er ruft zu mehr Mut zur Freiheit auf und erteilt dem Bevormundungsstaat eine Absage, zeigt den Weg zu mehr Vielfalt statt Einfalt ebenso auf wie den zu mehr Marktwirtschaft statt Planwirtschaft.

Wer in Sorge um die "soziale Gerechtigkeit" der von Frank Schäffler skizzierten Trendwende entgegensteht, findet in seinem Buch Anleitung, einige grundlegende Fragen zu überdenken: "Was soll daran ungerecht sein," fragt Frank Schäffler, "dass jemand investiert und Arbeitsplätze schafft. Was soll daran schlimm sein, dass jemand zu Lebzeiten Vermögen bildet und es bei seinem Ableben an seine Kinder weiterreicht. Dafür macht man es doch!"

Ein wichtiges Element eines einigen Europas wird ein freier Währungswettbewerb sein. Nur das staatliche Zwangsgeldmonopol schafft die Abhängigkeit aller Menschen der Eurozone und sogar darüber hinaus von den Entscheidungen nur weniger (Geld-) Politiker. "Die Entnationalisierung des Geldes bedeutet auch eine Entpolitisierung", argumentiert Frank Schäffler. "Von einzelnen Währungen wird nicht mehr das Wohl und Wehe ganzer Volkswirtschaften abhängen."

Das Buch von Frank Schäffler erlaubt nicht eine Lektüre wie die Bücher manch anderer Politiker, bei denen es sich der Leser einfach machen soll, indem er nur seine Stimme abgibt und jede Lösung der Probleme den gewählten Politiker überlassen soll. Frank Schäffler schreibt vielmehr: "Jetzt sind Sie dran!" Und zeigt auf, was zu tun ist.

Klare Empfehlung: Nicht mit unserem Geld!: Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle.

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /25.09.2014 01:04
+++ Japanisierung der Euroschulden +++

Ein Mitglied der griechischen Regierung öffnete Thomas Mayer, Senior Fellow, Center for Financial Studies, Goethe Universität, Frankfurt am Main, die Augen. Mayer berichtet über seine Einsichten im Vorwort zum lesenswerten Buch von Frank Schäffler "Nicht mit unserem Geld!: Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle".

"Unter dem im Maastricht-Vertrag gesetzten Rahmen für die EWU hatte die Schuld der Staaten der EWU den Charakter von Schuld in Fremdwährung. Den Staaten war ja der Zugang zu der Druckerpresse der Notenbank vertraglich strikt verwehrt. Da viele Euroländer während des ersten Jahrzehnts der EWU hohe Leistungsbilanzdefizite auflaufen ließen," zeigt Mayer auf, "die durch Kapitalimporte aus anderen Euroländern finanziert wurden, hatten sie zudem hohe Auslandsschulden."

Die Erfahrung vieler Schwellenländer habe gezeigt, so Mayer, dass Fremdwährungsschuld an Ausländer höchst gefährlich sein kann. "Schon mit einer staatlichen Schuldenquote von 40 Prozent oder weniger kann das Land bankrottgehen, wenn die ausländischen Gläubiger ihre Anlagen abziehen. Deshalb ist die Schuldentragfähigkeit eines Landes unter diesen Umständen recht gering."

Dies sei einigen Euroländern, mit Griechenland an der Spitze, zum Verhängnis geworden, berichtet Mayer, "als ausländische Anleger nach dem Platzen der globalen Kreditblase unsichere Schuldner zu meiden begannen. Die Schuldentragfähigkeit kann aber erhöht werden – und zwar auf japanische Verhältnisse von 250 Prozent des BIP und mehr – wenn es gelingt, in Fremdwährung denominierte Auslandsschuld zu in heimischer Währung denominierter Inlandsschuld zu verwandeln."

"Die Errichtung des ESM und die Aufstellung der EZB als Kreditgeber der letzten Instanz für Staaten mithilfe der Ankaufprogramme der Bank für Staatsanleihen hatten exakt diesen Effekt", zeigt Mayer auf. "Das hatte die griechische Regierung sehr gut verstanden."
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