Aktuelle Studie

Risikomanagement in mittelständischen Unternehmen in Österreich


Risikomanagement in mittelständischen Unternehmen in Österreich News

Unternehmerisches Handeln ist unweigerlich mit dem Eingehen von Risiken verbunden, wobei Entscheidungen nicht intuitiv aus dem Bauch heraus, sondern unter systematischer und methodischer Unterstützung und unter Berücksichtigung der aktuell vorliegenden Risikosituation erfolgen sollten.

Ein funktionierendes und zielgerichtetes Risikomanagement ist als sinnvolle betriebswirtschaftliche Notwendigkeit anzusehen, die einen erheblichen Beitrag zur Unternehmenssteuerung beiträgt. Insbesondere in mittelständischen Unternehmungen besteht hier Aufholbedarf. Aufgrund dieser Erkenntnis befasst sich die vorliegende Untersuchung mit dem Risikomanagement im österreichischen Mittelstand. Sie fokussiert ausschließlich auf die Branchentypen produzierende Industrie sowie den Handel und stellt den aktuellen Entwicklungsstand, mögliche Entwicklungstendenzen und organisatorische und inhaltliche Themenkreise eines umfassenden Risikomanagements dar. Die Bedürfnisse und Anforderungen der Unternehmen, die Aufgaben des Risikomanagements sowie mögliche zukünftige Handlungsfelder des mittelständischen Risikomanagements sollen aufzeigt und dargestellt werden.

Nachfolgend sind einige Kernaussagen und wesentliche Erkenntnisse der aktuellen Situation im Risikomanagement in mittelständischen Unternehmungen in Österreich zusammengefasst:

  • Risikomanagement ist aktuell vor allem in den Unternehmensbereichen Geschäftsführung (56 %) und Rechnungswesen/Finanzen/Controlling (40 %) angesiedelt. Demzufolge ist es eine Top-Managementangelegenheit. Daher greifen auch 84 % der befragten Unternehmen auf das Know-how der Geschäftsführung zurück. Allerdings wird auch das Expertenwissen von externen Beratern, wie beispielsweise Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer, aktiv eingebunden.


Abbildung 1: Risikomanagement-Know-how im Mittelstand [Mehrfachnennungen möglich]
Abbildung 1: Risikomanagement-Know-how im Mittelstand [Mehrfachnennungen möglich]

Risikomanagement ist somit klar auf der obersten Führungsebene angesiedelt.

  • Bei den vordergründigen Zielsetzungen überwiegt die Bestrebung mögliche Schäden zu verhindern (mehr als 70 %). Die gezielte Sicherung der Unternehmensziele, das Aufspüren von Verlustquellen bzw. -potentialen, die Sicherung des künftigen Erfolges und die Reduzierung von Haftungspotentialen sind weit verbreitete Ziele im Zusammenhang mit dem Risikomanagement, was sich mit Zustimmung von jeweils mit nahezu 60 % der Unternehmen untermauern lässt. Hier wird dem Gedanken der langfristigen Existenzsicherung aktiv Rechnung getragen.

 
Abbildung 2: Risikomanagement – Primäre Zielesetzungen in österreichischen KMU [Mehrfachnennungen möglich]
Abbildung 2: Risikomanagement – Primäre Zielesetzungen in österreichischen KMU [Mehrfachnennungen möglich]


Die Zielsetzung "Sonstige" beinhaltet die Gewährleistung der Nachhaltigkeit und des Unternehmensfortbestandes, die Beurteilung von Projektrisiken, die Erfüllung von Zertifikatsanforderungen sowie die Beeinflussung von Risikozuschlägen und Ratings.

  • Eine Notfallplanung oder Business Continuity Planning ist als Betriebsfortführungsplanung Bestandteil des Risikomanagements. Daraus resultieren Konzepte, Handlungsanweisungen und Checklisten, die diejenigen Maßnahmen beschreiben, die eine Betriebsfortführung oder Wiederanlauffähigkeit nach einem eingetretenen und schwerwiegenden Ereignis gewährleisten. Von den befragten Unternehmen haben nur 21 % ein Business Continuity Planning.

Abbildung 3: Bereiche die von einem Business Continuity Planning umfasst sind [Mehrfachnennungen möglich] 
Abbildung 3: Bereiche die von einem Business Continuity Planning umfasst sind [Mehrfachnennungen möglich]

Die verbleibenden 79 % geben an keine Betriebsfortführungsplanung zu haben. Dies ist bei mittelständischen Unternehmungen ein erhebliches Manko. Ein solches Business Continuity Planning wird nach Angaben der Befragten Unternehmungen vorzugsweise in den Bereichen Informationstechnologie (32 %), Liquidität (30 %) und dem Ausfall von Schlüsselmitarbeitern (30 %) vorgenommen.

  • Den zukünftigen Handlungsbedarf für die Optimierung des Risikomanagements sehen die Studienteilnehmer vor allem im Bereich der Optimierung der Methoden, die Risiken zu erfassen und entsprechend zu bewerten (53 %). Gefolgt von der notwendigen Verbesserung der Risikosensibilität der Mitarbeiter, mit 50 %. Ziel ist es ein Bewusstsein der Mitarbeiter für die Identifikation von Risiken und die Maßnahmenableitung zu generieren, damit ein bereichsübergreifendes Netzwerk geschaffen wird.

 
Abbildung 4: Handlungsfelder im unternehmerischen Risikomanagement in der Unternehmenspraxis [Mehrfachnennungen möglich]
Abbildung 4: Handlungsfelder im unternehmerischen Risikomanagement in der Unternehmenspraxis [Mehrfachnennungen möglich]


Die Ergebnisse wurden auch durch Experteninterviews gestützt, in denen ebenfalls die Notwendigkeit nach einer passenden Methode zur Erfassung, Identifikation und Bewertung von Risiken genannt wurde, wie der dringend erforderliche Schritt, die Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren. Zusätzlich wurde auch darauf hingewiesen, dass die kontinuierliche Verfolgung der Risikomanagementziele von großer und zukünftig noch weiter zunehmender Bedeutung ist.

Autoren der Studie:

Dipl.-Ing. Dr. Christian Theuermann (FH CAMPUS 02 – Fachhochschule der Wirtschaft, Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling);

Dipl.-Ing. Gerhart Ebner (Risk Experts Risiko Engineering GmbH)

Weitere Informationen zur Studie finden Sie auf der Webseite der FH CAMPUS 02 bzw. hier.

 

[Bildquelle oben: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

marcus /24.04.2012 08:32
Überraschend, dass die "Erhöhung des Unternehmenswertes" als nicht das primäre Ziel des Risk Managements betrachtet wird. Dabei sind doch verpasste Chancen die größten Risiken für Unternehmen. Unternehmenswerte werden in der Regel durch den Eintritt von strategischen Risiken zerstört. Die Antworten zeigen, dass hier noch das klassische Risikomanagement (Vermeidung, Verminderung von "negativen" Risiken im Vordergrund steht. Für eine Akzeptanz im Unternehmen ist es jedoch wichtig, dass man sich auf CHANCEN und RISIKEN konzentriert. ;-)
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